Warum haben wir weniger Sex? | 42 - Die Antwort auf fast alles | ARTE 🔎🔍
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Vielleicht habt ihr euch auch schon diese Frage gestellt: Habe ich zu oft Sex – oder zu selten? Es wundert nicht, dass solche Fragen aufkommen, dass wir Angst haben, etwas zu verpassen. Es scheint, als würden die Menschen in westlichen Ländern in der sexvollsten Zeit überhaupt leben. Oder haben wir sogar weniger Sex als früher ..?
Heute können wir unser Begehren viel freier ausleben als noch die Generation unserer Groß- oder Urgroßeltern. Sex nur innerhalb der Ehe oder nur, um Babys zu machen – zumindest in Deutschland und Frankreich ist das keine Norm mehr. Dank der sexuellen Revolutionen, gleichberechtigteren Geschlechterrollen und weniger Tabus. Doch überraschenderweise hat diese Liberalisierung nicht dazu geführt, dass wir mehr Sex mit anderen Menschen haben. Sogar im Gegenteil. Internationale Studien aus den USA, Deutschland oder Großbritannien zeigen: Menschen haben über Generationen hinweg immer weniger sexuelle Kontakte mit anderen.
Über die Gründe für diesen kollektiven Turn-off wird in diversen Studien diskutiert: Wirtschaftskrise und Klimakrise stressen uns zu sehr. Wir nehmen Psychopharmaka und ernähren uns falsch. Soziale Medien und lange Arbeitszeiten rauben unsere Freizeit. Das wirkt sich natürlich auf unsere Körper und unsere Lust aus. Nur reichen diese Erklärungen nicht aus. Unser Begehren lässt sich nicht nur mit Hormonen und körperlichen Faktoren erklären. Unsere Sexualität ist etwas sozial Konstruiertes und verändert sich historisch, sagen die Kulturwissenschaftlerin Beate Absalon und der Sexualwissenschaftler Konrad Weller.
Und wenn wir in die Geschichte zurückblicken, stellen wir fest: Seit der Etablierung der Sexualwissenschaft als neue Disziplin im 19. Jahrhundert, über die sexuellen Revolutionen bis zur Mainstream-Kultur von heute ist unser Begehren ein Produkt der gesellschaftlichen Aushandlungen. Es gibt keine ideale biologische Häufigkeit. Wie oft und wie wir mit anderen Menschen Sex haben, hängt von unserer Kultur ab. Warum wir immer weniger Sex haben, ist Teil der großen politischen Entwicklungen – positiven wie auch negativen.
Wissenschafts-Dokureihe, Regie: A. Dannecker, M. Fedorova (D 2024, 25 Min)
Quellen und weiterführende Links:
Diese Studien aus den USA stellen fest: Die Sex-Häifigkeit hat abgenommen…
https://www.semanticscholar.org/paper/Declines-in-Sexual-Frequency-among-American-Adults%2C-Twenge-Sherman/41dafc563a9d23593e37dfc4dadb72c62c645fe5
https://www.researchwithrutgers.com/en/publications/explaining-the-decline-in-young-adult-sexual-activity-in-the-unit
Auch der Anteil der Erwachsenen, die gar keinen Sex haben wird immer größer:
https://www.ifop.com/publication/la-sex-recession-les-francais-font-ils-moins-lamour/
Stress oder die Einnahme der Hormone und Medikamente können sich auf unsere Lust auswirken. Die Pille ist auch so ein Medikament: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.3109/13625187.2012.728643
und
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35435786/
Der Einfluss von Pornos auf unsere Sexualität ist nicht so eindeutig:https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33724108/
Warum haben Menschen Sex? Wissenschaftler*inne haben 237 Gründe dokumentiert: https://labs.la.utexas.edu/buss/files/2019/09/Why-Humans-Have-Sex-Development-and-Psychometric-Assessment-of-a-Short-Form-Version-of-the-YSEX-Instrument.pdf
Der deutsche Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch hat den Begriff der “neosexuellen Revolution” eingeführt – für die Entwicklung nach 1970: https://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/year/2005/docId/4339
In ihrem Buch “Not giving a fuck” untersucht die Wissenschaftlerin Beate Absalon kulturhistorisch die vermeintliche Gegenseite des Sexuellen: Unlust, Asexualität, Zölibat und Dysfunktion: not-giving-a-fuck
Junge Menschen wünschen sich weniger Sexszenen in Serien und Filmen, das zeigt die Umfrage “Teens and Screen” von 2023: https://static1.squarespace.com/static/633f0603fdaa7311ba384d21/t/65452c5506cddd4709554a1b/1699032154689/Teens+%26+Screens+2023+Report.pdf
Die Kunstwerke und das Atelier in dieser Folge: https://www.carolinaamaya.com/berlin-studio
Musik in dieser Folge
Peaches: Fuck the Pain Away
The Weeknd: Jealous Guy
Chapelier Fou: Philemon
Doja Cat: Juicy
R.E.M.: Everybody Hurts
Labrinth: She Certainly Looks The Part
#sex #sexualität #42
Video verfügbar bis zum 29/09/2027
Link zur Mediathek: https://www.arte.tv/de/videos/115510-004-A/warum-haben-wir-weniger-sex/
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