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"KEINE ZEIT ZUM EXPERIMENTIEREN!": Virologe Streeck über Corona-Welle im Herbst | WELT Interview

WELT Nachrichtensender
Corona-Inzidenz bundesweit wieder über 80 - und über 160 in Thüringen

Es ist lange schon vorhergesagt worden: Mit der kühleren Jahreszeit dürfte die Verbreitung von Sars-CoV-2 in der Bevölkerung wieder zunehmen. Besonders in einigen Regionen gehen die Zahlen derzeit nach oben.

Die bundesweite Corona-Inzidenz ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) erstmals seit rund fünf Wochen wieder über die Marke von 80 gestiegen. Das Institut gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche am Mittwoch mit 80,4 an, am Vortag waren es 75,1, vor einer Woche 65,4.

Ein deutlicher Sprung im Vergleich zum Vorwochenwert ist auch bei den binnen eines Tages übermittelten Neuinfektionen zu beobachten: Damals waren es 11 903, nun sind es 17 015. Ins Auge sticht momentan vor allem die dynamische Entwicklung der Infektionszahlen in Thüringen.

Dort lag die Sieben-Tage-Inzidenz nach RKI-Daten vorigen Mittwoch bei 103 - und nun bei 163. Das ist der höchste Wert aller Bundesländer. Das Thüringer Gesundheitsministerium geht davon aus, dass mehrere Faktoren bei dem starken Anstieg eine Rolle spielen. «Grundsätzlich liegt es sicher auch mit an den geringen Impfquoten», sagte ein Sprecher am Mittwoch. Zwar könnten sich auch Geimpfte anstecken und das Virus weitergeben, sie seien aber insgesamt deutlich weniger infektiös als Ungeimpfte. Thüringen gehört mit einer Quote von 60 Prozent vollständig Geimpften im bundesweiten Vergleich zu den Schlusslichtern - Spitzenreiter Bremen hat mehr als 77 Prozent.

In Thüringen stehen die Herbstferien noch bevor. Von der Stadt Jena etwa hatte es am Dienstag geheißen, man komme bei der Eindämmung der Ansteckungen an Schulen nicht mehr hinterher. Die Landesregierung habe bislang die Auffassung vertreten, dass Schulen keine signifikanten Infektionstreiber seien, sagte Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP). «Das ist natürlich hochgefährlich. Wir sehen das anders.» Nach Einschätzung des Thüringer Gesundheitsministeriums hängt die hohe Inzidenz im Land aber nicht unmittelbar allein mit dem Infektionsgeschehen in jüngeren Altersgruppen zusammen.

Experten gehen von einem vorübergehend dämpfenden Effekt von Herbstferien auf das Infektionsgeschehen aus. Dass die Ansteckungen generell um diese Jahreszeit wieder zunehmen, war von Fachleuten aber seit Monaten erwartet worden. Die Impfquote bundesweit gilt als noch zu niedrig. «Rund drei Millionen Menschen über 60 in Deutschland sind noch nicht gegen Sars-CoV-2 geimpft», sagte der ehemalige Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung Divi, Uwe Janssens, der dpa am Dienstag mit Blick auf das höhere Risiko älterer Menschen für schwere Verläufe. Außerdem müsse man mit einem gewissen Prozentsatz an Ansteckungen trotz Impfung rechnen.

Bundesweit stieg die Sieben-Tage-Inzidenz nach RKI-Zahlen nun am siebten Tag in Folge. Deutschlandweit wurden den Angaben zufolge binnen 24 Stunden 92 Todesfälle verzeichnet, genauso viele wie vor einer Woche. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4 401 631 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Mittwoch mit 2,34 an (Dienstag 2,13). In Thüringen liegt der Wert demnach bei 5,52. Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.

#corona #pandemie #herbst

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Video 2021 erstellt

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