8 Nordostindien Manipur 2023 - Behandlungskosten
· 27.11.2023 · 15:49:19 ··· ··· Monday ·· 1 (1)
missio münchen Eine Welle verstörender Gewalt hat Nordostindien überrollt. Hengakipgen lebt bereits seit sechs Monaten in einem Camp in dem nordindischen Bundesstaat. Sie berichtet von ihrer Verteibung, der Flucht, ihrem Leben im Lager und ihren Sorgen, aber auch ihrer Hoffnung, was die Zukunft anbelangt.
In Video 8 kommen ganz konkret die Behandlungskosten für den an Darmkrebs Erkrankten zur Sprache und Hengakipgen macht klar, wie lebenswichtig die Solidarität untereinander, aber vor allem die von anderen Menschen außerhalb des Camps ist.
Zur Playlist mit allen Videos: https://www.youtube.com/playlist?list=PLVdxQeJAZzHyFQGGl-aWkHWfQjKkGAs7C
Der Hintergrund:
Im Mai 2023 kam es nach einem Urteil des Manipur High Courts, des oberste Gericht des indischen Bundesstaats, zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden dominierenden "Tribes", den Meitei und den Kuki bzw. den Naga. Das Obergericht hatte entschieden, dass die Regierung des Bundesstaats einen Antrag an das indische Ministerium für Angelegenheiten der indigenen Völker richten sollte, dass die Ethnie der hinduistischen Gemeinschaft der Meitei als scheduled tribe, d. h. als registriertes indigenes Volk anerkannt werden sollte.
Mit einer solchen Anerkennung sind bestimmte Privilegien (Stellenreservierungen im Staatsdienst, Reservierungen von Studienplätzen etc.) verbunden. Daraufhin kam es zu Protesten von Tausenden Demonstranten, vor allem Angehörigen der christlichen Nagas and Kukis, die rund 40 % der Bevölkerung ausmachen, die in ganz Manipur an einem Tribal Solidarity March teilnahmen, weil ein solcher Status der ohnehin privilegierten Meitei die christliche Gemeinschaft weiter schwächen würde. Die Proteste der christlichen Minderheiten richteten sich auch gegen die von der Regierung Manipurs betriebene Vertreibung von nach Ansicht der Regierung illegalen Siedlern der Naga und Kukis in den staatlichen Wäldern und Naturschutzgebieten Manipurs.
Nicht zum ersten Mal gab es Auseinandersetzungen um Land, den Zugang zu Bodenschätzen und darum, wer das Sagen hat. Doch diesmal hat der Konflikt eine neue Qualität und ein anderes Ausmaß angenommen: Ganze Dörfer sind in Flammen aufgegangen, Frauen wurden vom Mob durch die Straßen gehetzt und vergewaltigt, Menschen geköpft und erschossen, Kirchen systematisch dem Erdboden gleichgemacht.
Zehntausende Menschen sind aktuell in Camps gestrandet, viele traumatisiert. Was als Konflikt zwischen zwei Ethnien begann, ist zu einer religiös motivierten Hetzjagd geworden, provoziert und getragen vom Schweigen einer hindu-nationalistischen Regierung. "Manipur wird nie wieder sein wie vorher", titelte die renommierte Tageszeitung "Daily Shillong" in düsterer Voraussicht.
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