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Geräusche aus der Hölle ? Kola Bohrung, 12.262 Meter (alles Fake) 🔎🔍

🎞️ · 26.06.2024 · 16:53:49 ··· MiTTwoch ⭐ 1 🎬 11 📺Gerald Hübner
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Die Kola Bohrung (russisch Кольская сверхглубокая скважина Kolskaja swerchglubokaja skwashina), kurz auch Kola SG-3 (СГ-3) oder KSDB (von englisch Kola Superdeep Borehole), ist eine von 1970 bis 1992 zu wissenschaftlichen Zwecken durchgeführte ultratiefe geologische Bohrung auf der russischen Halbinsel Kola, etwa zehn Kilometer südwestlich der Kleinstadt Sapoljarny. Sie erreichte 12.262 Meter Teufe (1989) und ist seit 1979 die tiefste Bohrung der Welt. Zudem besaß sie bis 2008 auch das längste Bohrloch. Sie ist des Weiteren die einzige übertiefe Bohrung in einen stabilen Kraton bzw. Kontinentalschild. Die Kola Bohrung war die erste von insgesamt 11 geplanten übertiefen Bohrungen eines ambitionierten staatlichen Forschungsprogramms der Sowjetunion.

Legendenbildung ... 1989 gerieten Gerüchte über merkwürdige Begebenheiten während der Bohrarbeiten in Umlauf. Daraus entstand die Legende, wonach die Hölle angebohrt worden sei, da man mit in das Bohrloch hinabgelassenen Mikrofonen Geräusche aufgenommen hätte, die sich als „menschliche Schreie, aus Tausenden gequälten Kehlen“ herausgestellt hätten. Diese Geschichte wurde später von einem religionskritischen norwegischen Lehrer noch weiter ausgeschmückt und in seiner Version der religiösen US-amerikanischen Fernsehsenderfamilie Trinity Broadcasting Network (TBN) zugespielt, die sie, trotz bestehender Zweifel an ihrer Authentizität, an einen texanischen Fernsehprediger weitergab, der sie schließlich in den gesamten USA verbreitete. Von da an verselbstständigte sie sich und wurde in jüngster Zeit vor allem über das Internet weiterverbreitet. Der russische Science Fiction Horrorfilm Superdeep (2020), in dem ein Team zur „geheimen Forschungsstation Kola“ entsandt wird, wo „12.000 Meter unter der Erdoberfläche Geräusche unbekannten Ursprungs“ auftraten, greift diese Legende auf.

Hoppla, wir haben die Hölle angebohrt ... Strahlende Gestalt mit Fledermausflügeln. Wo genau das Schauermärchen seinen Ursprung hatte, ist bis heute ungeklärt. Nach Rekonstruktion des US Journalisten Rich Buhler wurde die Geschichte einem Newsletter finnischer Missionare namens "Vaeltajat" von einem Leser zugespielt. Dieser behauptete, in einem anderen christlichen Newsletter davon gelesen zu haben. Ein Leser von "Vaeltajat" wiederum schickte einen Leserbrief über die Geschichte an die finnische Tageszeitung "Etela Soumen", die ihn veröffentlichte. Woraufhin ein kleines religiöses Monatsblatt namens "Ammenusastia" den Brief als Nachrichtenmeldung übernahm. Von dort schließlich erreichte die vermeintliche Nachricht über die Entdeckung der Hölle das "Trinity Broadcasting Network", kurz TBN. Das größte religiöse Fernsehnetzwerk der USA.

Für die flächendeckende Verbreitung jedoch sorgte erst der norwegische Lehrer Åge Rendalen. Kurz nach Weihnachten 1989 besuchte Rendalen seinen Freund Rick Kuykendall in Kalifornien. Beide hatten gemeinsam Theologie studiert, aber während Kuykendall Pastor geworden war, hatte Rendalen sich von der Religion abgewandt. Nach wie vor diskutierten die beiden jedoch leidenschaftlich über Glaubensfragen. Als Rendalen in den USA ankam, berichtete ihm Kuykendall lachend von einer Sendung, die er tags zuvor auf TBN gesehen hatte: Sie handelte von einem Forscherteam, das versehentlich die Hölle angebohrt habe. Kuykendall schaltete den Fernseher an - und zufällig lief gerade eine Wiederholung des Beitrags. Sie amüsierten sich königlich.

In Rendalen reifte ein Plan: "Ich beschloss herauszufinden, wie weit ich die Leichtgläubigkeit dieser Menschen strapazieren konnte. Es war ein Experiment, um rauszufinden ob sie alles annehmen würden, solange es zu ihrer Weltsicht passt." Am 4. Januar 1990 schrieb er einen Leserbrief an TBN, in dem er sich als "Spezialberater des norwegischen Justizministeriums" ausgab und die schauerliche Geschichte noch ausbaute: In der Nacht nach den Tonaufzeichnungen, so berichtete Rendalen, sei plötzlich eine Säule aus phosphoreszierendem Gas aus dem Bohrloch geschossen. Dann sei aus den Wolkenmassen eine strahlende Gestalt mit Fledermausflügeln aufgetaucht, und am Himmel erschienen die Worte "Ich habe erobert".

Zwei Wochen nachdem Rendal sein übersetztes Märchen an TBN geschickt hatte, meldete sich der Sender zurück. Einem Mitarbeiter sei die Übersetzung des Artikels irgendwie merkwürdig vorgekommen. Sofort räumten Rendalen und Kuykendall ein, dass alles nur erlogen war. Doch das hielt den Sender scheinbar nicht davon ab, die vermeintliche Nachricht über seinen Kunden-Newsletter weiterzuverbreiten und Rendalens Brief an den texanischen Fernsehprediger R.W. Shambach weiterzuleiten. Und der nutzte den vermeintlichen Beleg dazu, die Geschichte über die russische Höllenbohrung im ganzen Land bekanntzumachen.

Die Lügengeschichte von der Entdeckung der Hölle verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die satirische Wochenzeitung "Weekly World News" titelte "Wir haben durch die Pforten der Hölle durchbohrt".

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