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LASCHET-BEBEN IN DER CDU: Als plötzlich Kanzlerin Merkel auftaucht, ist klar, dass es um mehr geht
WELT Nachrichtensender LASCHET-BEBEN IN DER CDU: Als plötzlich Kanzlerin Merkel auftaucht, ist klar, dass es um mehr geht
CDU-Chef Armin Laschet selbst hat am Donnerstagabend jene Frage ausgesprochen, die viele in seiner Partei bewegt: "Was ist in den letzten Jahren schief gelaufen?" Laschet will diese Frage nun von einer Kommission klären lassen - als Teil jener Neuaufstellung, im Zuge derer er auch den Parteivorsitz abgeben dürfte. Die Gründe für die Erosion der einstmals so starken Volkspartei CDU beschäftigen seit geraumer Zeit die Politikwissenschaft - hier ein Überblick über die wichtigsten Befunde:
Profilverlust durch langes Regieren
16 Jahre an der Spitze der Regierung haben Spuren hinterlassen. "Die programmatischen Profillinien der CDU sind im Dauerzustand des Regierens abgeschliffen worden", sagte der Parteienforscher Karl-Rudolf Korte von der Universität Duisburg kurz vor der Wahl der Nachrichtenagentur AFP. "Es ist schwer, den Markenkern der CDU über das Krisenmanagement hinaus zu erkennen."
Preisgabe konservativer Positionen
Politikprofessor Oskar Niedermayer von der Freien Universität Berlin attestierte der CDU gegenüber AFP eine "deutliche inhaltliche Entkernung". Sein Fazit: "Viele Leute wissen nicht mehr, wofür die CDU steht." Merkels CDU sei "wirtschafts- und gesellschaftspolitisch nach links gerückt und hat viele Dinge aufgegeben, die dem konservativen und wirtschaftsliberalen Teil der Wählerschaft wichtig waren." Dieses Manko könnte zwar "kompensiert werden durch eine charismatische Führungspersönlichkeit - die ist aber nicht da."
Verlust der Wirtschaftskompetenz:
Wählerbefragungen belegen einen dramatischen Verlust der Kompetenzzuschreibung für die CDU ausgerechnet in einem ihrer Kernbereiche: "Sie hatte einen Kompetenzvorsprung im Bereich der sozialen Marktwirtschaft", sagte Karl-Rudolf Korte. "Das hat sie in der Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger auch von der Sozialdemokratie unterschieden. Das ist nun kein klares Alleinstellungsmerkmal für die Union mehr."
Vakuum durch Merkels Weggang
Laschet ist es als CDU-Chef nie gelungen, als unangefochtene Führungsfigur anerkannt zu werden. Der Abschied Angela Merkels hinterlässt in der CDU eine Lücke, die niemand füllen konnte, sagte der Berliner Politikprofessor Thorsten Faas zu AFP. "Jetzt merkt man, dass die integrative Kraft der Union, der Zusammenhalt der verschiedenen Richtungen, in weiten Teilen von Merkel als Person und von ihrem Amtsbonus ausging", sagte Faas. "Sie hat ein Vakuum hinterlassen - erst an der Parteispitze, jetzt wohl auch im Kanzleramt."
Kräftezehrende Selbstbeschäftigung
Erst verabschiedete sich Merkel von der Parteispitze, dann Annegret Kramp-Karrenbauer, nun auch Laschet. "Der innere Zustand der CDU ist seit längerem davon geprägt, dass sie komplett im Umbruch ist", sagte Karl-Rudolf Korte. Der Parteivorsitz sei "über verschiedene Stationen neu besetzt worden - das ist die vielleicht anstrengendste Phase für eine Partei, wenn sie sich in einem solchen Stadium der Nachfolge befindet."
Was nun?
Oskar Niedermayer rät der CDU, sich wieder in ihrer ganzen Breite als Volkspartei aufzustellen, um für verloren gegangene Wählerinnen und Wähler attraktiver zu werden. "Ich empfehle der CDU keinen Rechtsruck", sagte Niedermayer. "Ich empfehle, die drei Wertefundamente wieder in eine bessere Balance zu bringen: christlich-soziales Menschenbild, wirtschaftspolitischer Liberalismus, gesellschaftspolitischer Konservatismus."
#laschet #merkel #cdu
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