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An die Engel, Der letzte Gesang des sterbenden Heinrich Heine an seine Mathilde

Elmar Grüber
"AN DIE ENGEL" für seinen Engel Augustine Crescence Mirat, von Heine kurz Mathilde genannt
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Heute poste ich mal etwas zu Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts.
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Dafür habe ich sein Gedicht "An die Engel" vertont, das er 1851, also etwa fünf Jahre vor seinem Tod, geschrieben hat.
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Dazu muss man wissen, dass er sich zu diesem Zeitpunkt bereits drei Jahre in seiner "Matratzengruft" befand, immer den eigenen Tod vor Augen.
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Im Jahr 1833, als er 36 Jahre alt war, lernte Heine in Paris eine 18 Jahre alte Schuhverkäuferin kennen, in die er sich hoffnungslos verknallt hatte. Er nannte das attraktive Ding, das den wohlklingenden Namen Augustine Crescence Mirat trug, einfach Mathilde und lebte etwa sieben Jahre lang mit ihr in "wilder Ehe", bevor er sie heiratete.
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Mathilde führte schon mit fünfzehn ein eigenständiges Leben, war berufstätig, hatte also ein eigenes Einkommen. Klar, dass das in damaligen Zeiten nicht als ehrbares Leben galt. Wäre heute bei allein und unabhängig lebenden Fünfzehnjährigen auch nicht der Fall, außer in Österreich.
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Mathilde musste eine geile Figur gehabt haben und eine markante hohe Stimme, die Heine wohl ausnehmend gut gefiel. Beides wird ihn vermutlich fasziniert haben, Figur und Stimme. Oder nur die Figur, und er nahm die Stimme in Kauf - wer weiß?
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Jedenfalls ist er auf diese verführerische Kindfrau voll abgefahren und sie auf ihn, zum Entsetzen seiner Freunde, zu denen auch Karl Marx und Friedrich Engels gehörten. Diese verurteilten Heines Beziehung zu dieser schlichten und unbekümmert dahin lebenden Frau.
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Ich sag's mal so: Wer Persönlichkeiten wie Karl Marx und Friedrich Engels in seinem Freundeskreis weiß, kann ein Kontrastprogramm namens Mathilde vermutlich sehr gut gebrauchen.
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Eine nähere Betrachtung der Anfeindungen durch die Herren Marx & Engels, würde wohl Neid als Motiv dafür zum Vorschein bringen - und Schmerz. Schmerz darüber, sich als Vertreter der Intelligenzija niemals Liebschaften zu ungebildeten jungen Frauen mit betörender Figur leisten zu dürfen. Mathilde konnte ja nicht mal lesen und schreiben. Ein Unding.
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Heine selbst litt ab und an ebenfalls unter den gelegentlichen Imponderabilitäten, die ihm die Beziehung zu seiner jungen, ungestümen Gefährtin einbrachte, die es eben nicht so genau nahm mit den damals üblichen Moralstandards. Das hat er in diesem Vers heiter bis wolkig anklingen lassen:
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Deine Nücken, deine Tücken,
Hab ich freylich still ertragen
Andre Leut' an meinem Platze
Hätten längst dich todt geschlagen.
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Nun - Heine hat seine Mathilden nicht "todt geschlagen". Vielmehr sah er selbst, ab 1848, seinem eigenen Tod acht Jahre lang qualvoll entgegen. Diese Zeit verbrachte er fast vollständig gelähmt in seiner "Matratzengruft“, so nannte er sein Sterbebett sarkastisch.
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In dieser Phase schrieb er also das Gedicht "An die Engel", das ich mir erlaubte zu vertonen. In dem Werk setzte er sich mit seiner Sorge um Mathilde sowie mit der Marter seines Dahinsiechens auseinander, das der Brillanz seines Geistes erstaunlicherweise bis zuletzt nichts anhaben konnte.
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"Sie war mir Weib und Kind zugleich" ist für mich die beeindruckendste Sentenz dieses Gedichtes, weil damit nach meinem Empfinden ein ungemein faszinierender Rollenkonflikt aufscheint bzw. die Direktive, immer wieder zwischen der Rolle des Vaters und der Rolle des Mannes, ihres Mannes, hin und her zu switchen. Das muss Heinrich Heine wohl gelungen sein, denn sonst hätte er seine Mathilde wohl doch "todt geschlagen".
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An die Engel
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Das ist der böse Thanatos,
Er kommt auf einem fahlen Roß;
Ich hör’ den Hufschlag, hör’ den Trab,
Der dunkle Reiter holt mich ab —
Er reißt mich fort, Mathilden soll ich lassen,
Oh, den Gedanken kann mein Herz nicht fassen!
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Sie war mir Weib und Kind zugleich,
Und geh’ ich in das Schattenreich,
Wird Witwe sie und Waise sein!
Ich laß in dieser Welt allein
Das Weib, das Kind, das, trauend meinem Mute,
Sorglos und treu an meinem Herzen ruhte.
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Ihr Engel in den Himmelshöhn,
Vernehmt mein Schluchzen und mein Flehn:
Beschützt, wenn ich im öden Grab,
Das Weib, das ich geliebet hab’;
Seid Schild und Vögte eurem Ebenbilde,
Beschützt, beschirmt mein armes Kind, Mathilde.
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Bei allen Tränen, die ihr je
Geweint um unser Menschenweh,
Beim Wort, das nur der Priester kennt
Und niemals ohne Schauder nennt,
Bei eurer eignen Schönheit, Huld und Milde,
Beschwör ich euch, ihr Engel, schützt Mathilde.

· 05.01.2023 · 13:21:24 ··· ··· Thursday ·· 4 (4)
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